Es war einmal in der Uni-Bib…
Ich bin gerne in der Konstanzer Uni-Bib. Solange man nicht vollkommen auf ein bestimmtes Thema fixiert ist (z.B. das linke Augenlid des Krokodils), kann man darin problemlos zwei, drei Jahre bleiben, ohne dass es einem langweilig wird. Natürlich sollte dafür nicht nur die Fähigkeit zu lesen da sein, sondern es sollte einem schon Freude bereiten, in Büchern zu stöbern, an ihnen zu riechen und sie bei besonders spannenden, amüsanten, einsichtsreichen Stellen mit verkrampften Händen festzuhalten, als wäre das eigene Leben daran gebunden.
Ich war heute dort und habe auch prompt wieder mehr Bücher ausgeliehen, als ich eigentlich geplant hatte. An dieser Stelle sei bemerkt, daß ich dazu übergangen bin, mehrere Bücher parallel zu lesen. Besonders wenn die einzelnen Bücher wenig miteinander zu tun haben, funktioniert das sehr gut. Bei inhaltlich verwandten Büchern wird es schwieriger, obwohl hier der Trick hilft, das eine Buch auf deutsch und das andere auf englisch zu lesen. Bevor ich fortfahre, will ich allerdings jegliche Schuld für etwaige Verwirrungen, die dieses Update mit seinen unzähligen Einschüben schaffen könnte, von mir weisen!
Es gibt also immer wieder Bücher, die ich nicht von vorne bis hinten durchlese. Bei manchen lasse ich einfach Teile aus bzw. picke lediglich die (in meinen Augen) relevanten/interessanten Abschnitte heraus. Das geht natürlich nicht bei allen Büchern (gut). Dagegen funktioniert diese Lesemethode bei einem der Bücher, die ich heute ausgeliehen habe, einwandfrei. Das Buch ist von Richard P. Feynman und heißt “Surely You’re Joking, Mr. Feynman!”. Hobby- wie Profi-Physiker bekommen beim Namen des Autors vielleicht feuchte Hände. Mir sagte er bis gestern nichts. Aufmerksam wurde ich auf eines seiner Bücher (“QED – Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie”, das ich als in ständiger Angst vor chemischen Anschlägen lebender Nicht-Physiker auch gleich mitgenommen habe), als ich die Homepage von Jens Johansson durchstöberte. Die Homepage verdient an sich ein eigenes Update, das sich allerdings dadurch erübrigt, daß jeder die Seite selbst anschauen und sich ein eigenes Urteil bilden kann, wodurch ein Update redundant wird. Ich möchte nur kurz erwähnt haben, daß die Seiten rocken und ich schon lange keine derartig unterhaltsame virtuelle Entdeckung gemacht habe.
Doch weg von Stratovarius-Keyboardern und Quantenelektrodynamik und zurück zu meiner Vorliebe für Bücher, in denen man zwischendurch mal ein bißchen lesen kann. Leider will mir keine prägnantere Bezeichnung dafür einfallen. Es dürfte aber klar sein, daß damit nicht “Der Herr der Ringe” (J.R.R. Tolkien) oder “Patterns of Democracy” (Arend Lijphart) gemeint sind. Bei “Statistik programmiert” (Celeste McCollough / Loche van Atta) steht amüsanterweise in der Einleitung, daß man sich nicht länger als 30 Minuten am Stück mit der Materie beschäftigen sollte. Natürlich sind die einzelnen Abschnitte (größtenteils) nicht unabhängig voneinander. Ich will an dieser Stelle aber nicht genauer auf den Aufbau des Buchs eingehen – wer sich dafür (d.h. den strukturellen Aufbau) interessiert, der findet mehrere Exemplare in der Lehrbuchsammlung der oben erwähnten Uni-Bib) -, sondern auf “Surely You’re Joking, Mr. Feynman!” zurückkommen. Der Autor erzählt darin jede Menge (wahrer) Geschichten aus seinem bewegten Leben. Obgleich es eine chronologische Ordnung gibt, sind die einzelnen Abschnitte in sich abgeschlossen. Somit eignet sich auch dieses Buch besonders zur Ãœberbrückung von Wartezeiten. Doch nicht nur auf die Form kommt es an. Denn noch immer spielt der Inhalt eine wichtige Rolle. (Wer meint, er würde eine entscheidende Rolle spielen, sollte mal einen Blick in “House of Leaves” von Mark Danielewski werfen, das nebenbei bemerkt ebenfalls in der Uni-Bib KN vorhanden ist.) In diesem Fall hat er weniger mit Physik zu tun. Obwohl der Aufbau einzelne, kurze Lesephasen erlaubt, habe ich am heutigen Nachmittag bereits das halbe Buch gelesen; natürlich nicht von Anfang an, sondern jeweils eine recht willkürlich gewählte Einzelgeschichte. Allen, die das hier lesen, kann ich das Buch jedenfalls empfehlen.
Wenngleich mir die Idee zwar gut gefällt, werde ich selbst allerdings in absehbarer Zeit nichts schreiben, das ähnlich autobiographische Züge aufweist. Stattdessen sind folgende Dinge geplant: Uni, Musik, Praktikum, fiktive Literatur und Wäsche waschen.
Sonstige Nachrichten: Im Rahmen der in diesem Update beschriebenen Handlungen war ich u.a. in der N-Bib, wo ich doch glatt einen neuen Raum entdeckte (vgl. “House of Leaves”), namentlich den mit den Physik-Monographien.