Dota live in Saarbrücken – eins der letzten großen Abenteuer unser Zeit
Dota Kehr spielte heute Abend zusammen mit Gitarrist und Kleininstrumentebediener Jan Rohrbach im kleinen Club der Garage in Saarbrücken. Es war ein hinreißender Auftritt voller Spiel- und Wortwitz. Grob geschätzt 150 Leute füllten den Raum gut, so dass den gesamten Abend über eine gemütliche Atmosphäre herrschte. In diesem Rahmen wurden zwischendurch auch zahlreiche neue Stücke zum Besten gegeben. Jedes einzelne davon gehörte zu den Höhepunkten des Auftritts. Entsprechend erwarte ich nun ungeduldig das nächste Album, wann immer es rauskommen wird. Passend dazu lud Dota zum dazugehörigen Crowdfunding auf die altmodische Art ein, sprich zum Kauf ihrer bisherigen Alben.
Aus ihrem bisherigen Schaffen wählte die auch als Kleingeldprinzessin bekannte Sängerin neben den meisten Stücken des aktuellen Albums “Wo soll ich suchen” allerlei Perlen, bei denen häufig Mitsingen angesagt war (“Kein Morgen”, “Ohrsteckermädchen”, “Astronaut”). Das Schöne dabei ist natürlich, dass die Musik kein plattes “We Will Rock You” war, sondern hochmelodische Liedermacher-Stücke mit peppigen Jazz- und Folk-Einflüssen. Jan Rohrbach unterlegte die Musik mit herrlichen Klangfarben, so dass der Auftritt nicht so eindimensional wie Lagerfeuermusik wirkte. Gleichzeitig haftete den Liedern kein unnötiger Ballast an, also kein wummernder Bass, keine hektische Lichtshow, keine Multimedia-Spielerein. Einfach gute Musik!
Die eigenwillige Stilkombination spiegelte sich auch im Publikum wider, in dem sich diverse Generationen und Geschlechter tummelten. Zwischen den Stücken entwickelte sich der Running Gag vom letzten großen Abenteuer unserer Zeit, das den Scorpions zufolge der Rock’n’Roll sein soll. So wurden dann Autobahnraststätten, Bonustracks, Mitschnipsen und Wackelkontakte zum letzten großen Abenteuer unserer Zeit gekürt, sehr zur Erheiterung aller Beteiligten. Dieser Leichtigkeit, dieser Freude stand in der Musik meist eine gewisse Melancholie gegenüber. Genau diese Mischung empfinge ich gerade jetzt noch einmal. Denn einerseits habe ich die schönen Erinnerungen an das Konzert, dem trotz Deutschem Kleinkunstpreis irgendwie der Geheimtipp-Charakter anhaftete. Andererseits möchte ich die Freude teilen, also der Welt diese faszinierenden Lieder über das verwürschte Leben nahebringen, auf dass Dota goldene Schallplatten bekommt und die Welt ein besserer Ort wird.
Übrigens brauchte Dota an diesem Abend noch nicht einmal darauf hinweisen, dass Fotografieren und Filmen während des Auftritts störend ist. Alle lauschten gebannt und niemand fuchtelte mit seinem Handy in der Luft herum. Sehr löblich! Hier noch die gespielte Setlist:
- Hoch oben
- Sommer
- Warten auf Wind
- Neues Lied (Da ist ein Monster…)
- Die alte Piratin
- Das Wesen der Glut
- Im Tausch
- Neues Lied (Ich hab die Blumen weggeworfen und die Katze verschenkt)
- Risse
- Neues Lied (Geld verdirbt den Charakter)
- Neues Lied (Bald fang ich wieder an zu kiffen)
- Neues Lied (Ich meld mich ab / Erdenbewohnerin / Es gibt Grenzen)
- Bis auf den Grund
- Kein Morgen
- So gut riechst du
- Ohrsteckermädchen
- Du musst dich nicht messen
- Konfetti
- Wo soll ich suchen
- Utopie
- Astronaut
- Alles Du