Von wegen Lisbeth live in Potsdam
Kurz entschlossen besuchte ich am 12. September das Konzert von Von wegen Lisbeth im Waschhaus in Potsdam. Ich hatte am Tag des Auftritts zum ersten Mal von der Existenz der Band erfahren und ein paar Stücke auf YouTube angehört. Für 15 Euro an der Abendkasse kam ich so in den Genuss eines kurzweiligen Popmusikkonzertabends. Als Vorband spielten Findlay. Im vorderen Teil der Halle gab es leider sehr viel Bassgewummer, so dass Gesang und Melodien häufig im Lärm untergingen. Bei eingängigeren Songs wie “Electric Bones” wusste die Musik aber durchaus zu gefallen, zumal der Gesang bei aller Eigenwilligkeit eingängig blieb. Insgesamt hätte ich das Ganze natürlich gerne poppiger gehabt, da ich mit Grunge-Gitarren so meine Probleme habe. Den etwa 150 anwesenden Leuten schien es zu gefallen, wenngleich es nach acht Stücken keine nennenswerten Zugaberufe gab.
Von wegen Lisbeth machten im Anschluss daran praktisch alles richtig. Statt einem pseudoatmosphärischen Intro vom Band, begann der Auftritt mit einer passenden Keyboardexploration, die nahtlos in den Opener “Vor deiner Tür” überging. Mit vermeintlich einfachen Worten näherte sich das Lied vermeintlich einfachen Begebenheiten, doch zusammen mit der fluffigen, flotten, aufgeräumten und zugleich schwungvollen Popmusik wurde ich sofort in den Bann gezogen. Die Rhythmusgruppe legte einen starken Groove vor, auf dem sich Gesang, aber auch Gitarrenlicks, Elektro-Spielereien und Glockenspiel ausbreiten konnten. Die Stücke waren eingängig, eben nicht, weil der Titel zigmal wiederholt wurde, sondern weil Zeilen wie “Lang lebe die Störung im Betriebsablauf” so charakterstark sind, dass man unweigerlich den Drang verspürt, an Ort und Stelle ein Plakat mit dem Slogan zu malen. Manche Kompositionen wirkten ein wenig austauschbar, doch es war da eben etwas Eigenständiges, das deutlich zeigte, dass hier eine Band ihren Stil gefunden hatte.
Die fünf Musiker hatten sichtlich Spaß und lebten die Musik auf der Bühne, jeder auf seine Art. Statt dämlicher Loops gab es wohl dosiert Offbeats und richtiges Schlagzeug, welches von einem jüngen Simon Phillips-Klon gekonnt bearbeitet wurde. Statt langweiliger Soloteile gab es heitere Ansage; statt Coverversionen gab es durchgängig tanzbare Stücke, die bereits beim ersten Anhören zündeten. Kaum jemand im (überwiegend jungen, weiblichen) Publikum stand still. Statt verkrampft mit dem Handy das Geschehen zu filmen wurde getanzt, wurden die Gefühle der Musik verinnerlicht. (Entsprechend habe ich auch nur rasch ein einzelnes, unten zu sehendes Bild gemacht, was mit meinem Super-Duper-Handy auch ganz toll gelungen ist.) Etwa anderthalb Stunden lang waren Band und Publikum gemeinsam glücklich, wobei dieser Zustand auch nach den drei Zugabeliedern fortbestand.
- Vor deiner Tür
- Bäreneck
- Schwester
- Kafka Luise
- Plötzlich
- Hellersdorf
- Cherie
- Milchschaum
- Drüben bei Penny
- Lang lebe die Störung im Betriebsablauf
- Bitch
- US-Studie
- Sushi
- Pflicht
- 14 Tage Testversion
- Das Zimmer