Atommülllager in Finnland und Russland

Ich mag Analogien, aber beim Atommüll und dessen Halbwertszeiten fehlt einfach jeder Vergleich. Für derartige Zeitspannen reicht das menschliche Gehirn nicht aus. An Strommasten hat sich die westliche Zivilisation rasch gewöhnt; mit Windrädern wird es sich ähnlich verhalten. Und wenn (bzw. falls) der Zeitpunkt kommt, an dem ihnen das Schicksal von Windmühlen beschieden ist, wird ihre Entsorgung wohl kein generationenübergreifendes Problem darstellen. Aber wie wird man die Menschen in 50.000 Jahren davor warnen, nicht dort zu graben, wo wir unser strahlendes Erbe vergraben haben? (Mit Papier?) Und wer wird das bezahlen? Wäre es vielleicht sinnvoll, den Müll ein paar hundert Jahre oberflächlich in Zwischenlagern aufzubewahren, bis es Weltraumfahrstühle oder ähnliches gibt, mit dem man den Atommüll ins All und dann am besten direkt in die Sonne befördern kann?

PS: Hier ist noch ein Link zur Situation der Atommüllendlagerung in Finnland beim Nuclear Madness Info Center, sowie zur Auffrischung der Hinweis auf den mittlerweile ausgetrockneten und zubetonierten Karatschai-See, in den zu UdSSR-Zeiten jede Menge Atommüll geleitet wurde, was natürlich nicht ohne Folgen für die Umwelt (einschließlich der Menschen dort) blieb. Es gibt natürlich noch viele weitere Länder, die nicht so recht wissen, wohin mit dem Müll ihrer Atomreaktoren. Da werde ich jetzt nicht ins Detail gehen. Aber meine Ansichten zum Thema Atomkraft sollten in den letzten Tagen/Einträgen auch so deutlich geworden sein.

Ungeeignete Atommülllager und die kleinen Freuden des Alltags

Es gibt ein sehr lesenswertes Dossier zum Atommülllager Asse II in der Zeit. Die Zustände sind geradezu beängstigend und die politischen und behördlichen Vorgänge der letzten Jahrzehnte werfen kein gutes Licht auf alle Beteiligten. Beim Betrachten der aktuellen Handlungsoptionen läuft es mir kalt den Rücken runter. Atommüll ist schlichtweg nichts, was man einfach so unter den Teppich kehren sollte. Die schiere Menge, die bereits bis zum Einlagerungsstopp 1978 vergraben wurde, ist atemberaubend: über 125.000 Fässer! Mehr als genugend, um allen Leuten, die in Trier wohnen, eins zu geben. Am besten mit der Bitte um sichere Verwahrung für die nächsten paar Jahrhunderte. Oder besser gleich Jahrtausende. Viele, viele Jahrtausende.

Auch in Italien weiß man offensichtlich keine transparente, sichere Lagerungsmöglichkeiten. Laut Spiegel Online wurde (nicht näher spezifizierter) Atommüll via Mafia einfach im Mittelmeer versenkt. Na dann Prost Mahlzeit.

Das Problem der ungelösten Endlagerung wird mit jedem Tag, an dem weiterer Müll produziert wird, größer. Es gilt inzwischen nicht mehr nur, ein sicheres Endlager zu finden, sondern man muss tatsächlich ein großes sicheres Endlager finden. Für mich ist die einzige vernünftige Entscheidung, den Atomausstieg selber zu machen und bei der Bundestagswahl nicht die Parteien zu wählen, die auf Druck der Lobby der Atomstromkonzerne den Ausstieg in Deutschland hinauszögern wollen.

Um nicht völlig den Verstand und das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, halte ich es ansonsten mit den kleinen (zugegeben nicht immer günstigen) Freuden des Alltags:

  • Heute gab es weißes Twix im Supermarkt!
  • Seit gestern habe ich The Beatles in Mono – großes Ohrenkino!
  • Heute kam per Post aus England die Snowdogs-Single “Radio Me” mit zwei Liedern auf der B-Seite, die ich noch nicht kannte; besonders “You know What I’m Sayin’?” rockt mächtig.
  • Jonathan Coulton kommt im Herbst für einige Konzerte nach Europa, weshalb ich voller Vorfreude schon wieder Reisepläne schmiede.