Archive for the ‘Life’ Category.

Tag 1: Zurück in die Zukunft

Die schlechte Nachricht zuerst: Ich habe Mokka-Joghurt, aber keine Corn Flakes. (Ja, ja, da war ein Erdbeben und eine Bundestagswahl, ich weiß.) Trotzdem werte ich meinen ersten Tag in Konstanz als Erfolg. Wer mich kennt, weiß, was es mit obiger Nahrungsmittelkombination auf sich hat, und dass es auch nicht mein allererster Tag in Konstanz gewesen ist.

Heute drehten sich einige Gespräche um Kaffee. Ich mag ja Kaffee überhaupt nicht. Meine Vorliebe für eine bestimmte Joghurt-Sorte habe ich vorerst nicht erwähnt. Das stiftet anfangs immer nur Verwirrung. Dafür steht jetzt das Gerücht im Raum, ich sei Raucher. Dabei  haben wir reichlich Stühle; es könnte sich ruhig setzen.

Fragen?

Jetzt darf das noch mal vier Jahre Kanzler werden

Das finde ich nicht gut. Was heute außerdem noch in meinem Leben passierte: Käsebrötchen zum Frühstück, Umzugsfahrt durch vier Bundesländer, An Erminig-Konzert in Saarbrücken.

Morgen ist Bundestagswahl

Die Titelseite der Rhein-Zeitung bringt es auf den Punkt.

Atomkraft abwählen

Bei der Bundestagswahl wird ein Bundestag für vier Jahre gewählt – und über Jahrtausende entschieden: Werden in den nächsten vier Jahren – wie im Atomgesetz vorgesehen – sieben Atomkraftwerke vom Netz genommen? Oder setzen sich die Stromkonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall durch, die nur die 300 Millionen Euro im Auge haben, die sie jährlich pro Atomkraftwerk verdienen möchten?
Wir haben die Wahl zwischen Sicherheit und Profit.

Wer hat Vorfahrt im Stromnetz? Die erneuerbaren Energien oder die Atomkraft? Längere Laufzeiten für die AKW verstopfen das Stromnetz und gefährden den Ausbau der Erneuerbaren.
Wir haben die Wahl zwischen Zukunft und Vergangenheit.

Sollen wir mit der ständigen Gefahr eines schwerwiegenden Unfalls leben? Eine Gefahr, die wächst, wenn ausgerechnet die ältesten und gefährlichsten AKW länger am Netz bleiben und eine Energiewende blockieren.
Wir haben die Wahl zwischen Sicherheit und erhöhtem Risiko.

Soll der Atommüllberg weiter wachsen? Oder beginnt Deutschland endlich damit, das Problem hoch radioaktiven Mülls zu lösen, statt es vor sich aufzutürmen.
Wir haben die Wahl zwischen Gemeinwohl und den Interessen der Energiekonzerne.

Machen wir am 27. September den Weg frei für eine zukunftsfähige Klima- und Energiepolitik. Wählen wir die Atomkraft ab.

Ich bin dabei! Ich wähle nur solche Parteien, die gegen längere Laufzeiten von Atomkraftwerken sind.

Johannes Schult, Trier

PS: Jetzt selber unterschreiben!

Ein Brunnen in Trier

Im Hof der Kreisverwaltung (gleich hinter der Basilika) steht ein Brunnen, der frapierend nach einer überdimensionalen Zigarette aussieht. Tzehe.

Brunnen in Trier

Und alle so: “Yeaahh!” – information for English speaking people

This picture of an election poster in Hamburg started a chain of unexpected events, culminating in a nice flash mob at a CDU campaign rally last Friday. Although some details are difficult to translate into English, I’d like to give readers who don’t understand German an idea what it is all about.

The election poster announces: “The chancellor is coming” and someone added the line: “and Everybody goes like: ‘Yeaahh!'” The graffiti statement alone is funny and subversive in its simplicity. (That’s at least what I think.) Soon, the picture spread through the internet, eliciting laughter and joy among many who are unhappy with Angela Merkel‘s policy. Eventually, the idea was born to have a flash mob calling “Yeaahh!” after each sentence of Merkel’s speech at the rally that was announced on the poster. (NB: Bundestag elections will be held in Germany next Sunday.) And sure enough, a group of people gathered and exclaimed “Yeaahh!” passionately after each sentence of Chancellor Merkel’s speech. The slogan written on the poster might need the German language to function properly. But the effect of unconditional, euphoric affirmation after each and every sentence is a great subversive way to underline the dullness of both the speaker and the content of the speech. Naturally, Merkel went through with her speech. Footage of the event can be found on YouTube.

P.S.: Funnily, the word “alle” should begin with a lowercase letter. I know I’m nitpicking, but maybe this tells you something about the investments the future government should make to provide better education.

The Last Fandango

Maybe you already know it: I’m about to move back to Konstanz. Tomorrow will be the last day I’ll record music here in Trier. At least, that’s the plan. I’ll approach a wannabe-Nightwish song Susanne and I wrote during our last rehearsal, adding clavinet scales and double bass drums. I’ll also wrap the songs for the upcoming Manticess release (single, EP, whatever). I won’t be recording anything in October apart from stuff I can do outside my interim accommodation. It’s going to be headphones and mixing, instead. Finally, I should do something to bid this place farewell and to commemorate my time here. I created some of my favourite songs (e.g., A Mallful of Brains, Natalie Portman’s Doormat) at this place, after all.

Atommülllager in Finnland und Russland

Ich mag Analogien, aber beim Atommüll und dessen Halbwertszeiten fehlt einfach jeder Vergleich. Für derartige Zeitspannen reicht das menschliche Gehirn nicht aus. An Strommasten hat sich die westliche Zivilisation rasch gewöhnt; mit Windrädern wird es sich ähnlich verhalten. Und wenn (bzw. falls) der Zeitpunkt kommt, an dem ihnen das Schicksal von Windmühlen beschieden ist, wird ihre Entsorgung wohl kein generationenübergreifendes Problem darstellen. Aber wie wird man die Menschen in 50.000 Jahren davor warnen, nicht dort zu graben, wo wir unser strahlendes Erbe vergraben haben? (Mit Papier?) Und wer wird das bezahlen? Wäre es vielleicht sinnvoll, den Müll ein paar hundert Jahre oberflächlich in Zwischenlagern aufzubewahren, bis es Weltraumfahrstühle oder ähnliches gibt, mit dem man den Atommüll ins All und dann am besten direkt in die Sonne befördern kann?

PS: Hier ist noch ein Link zur Situation der Atommüllendlagerung in Finnland beim Nuclear Madness Info Center, sowie zur Auffrischung der Hinweis auf den mittlerweile ausgetrockneten und zubetonierten Karatschai-See, in den zu UdSSR-Zeiten jede Menge Atommüll geleitet wurde, was natürlich nicht ohne Folgen für die Umwelt (einschließlich der Menschen dort) blieb. Es gibt natürlich noch viele weitere Länder, die nicht so recht wissen, wohin mit dem Müll ihrer Atomreaktoren. Da werde ich jetzt nicht ins Detail gehen. Aber meine Ansichten zum Thema Atomkraft sollten in den letzten Tagen/Einträgen auch so deutlich geworden sein.

Mehr ist weniger

Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Daraus folgt: Je mehr Käse, desto weniger Käse. Bei der Lektüre von Parteiprogrammen muss ich öfters an diesen Fehlschluss denken. Denn scheinbar versprechen alle großen Parteien mehr von nahezu allem: mehr Netto vom Brutto, mehr Arbeitsplätze, mehr Rente, mehr Bildung. Diese Pläne und Forderungen kosten gewöhnlich Geld, das irgendwo herkommen muss. Mehr Steuern oder mehr Neuverschuldung sind natürlich ungern gesehen, auch wenn es am Ende – lange nach der Wahl, aber rechtzeitig vor der nachfolgenden – meistens darauf hinausläuft.

Deshalb achte ich beim Lesen der Parteiprogramme insbesondere darauf, wo das Geld für die jeweiligen Vorhaben herkommen soll. Die entsprechenden Stellen sind häufig knapp gehalten, aber doch sehr aufschlussreich. Gerade die Konservativen werden ihrem Namen gerecht und sind bemüht, möglichst wenig Veränderungen am momentanen Zustand vorzunehmen. Die Liberalen streben eine m.E. willkommene Verschlankung und Vereinfachung der Steuer- und Verwaltungsdschungel an. Ihre ambitionierten Pläne wird die FDP als kleiner Koalitionspartner aber kaum umsetzen können. Ähnlich sieht es beim New Green Deal der Grünen aus. Hier gibt es konkrete Pläne zur Weiterentwicklung der hiesigen Joblandschaft, für die sich aber gleichfalls keine breite Mehrheit in der Bevölkerung abzeichnet.

Mir wäre eine grün-gelbe Mischung am liebsten. Es würde schon reichen, wenn jede/r zweite Nichtwähler/in einer der beiden genannten “kleinen” Parteien seine/ihre Stimme geben würde. Dann würde tatsächlich der von vielen geforderte (und zugleich gefürchtete) Ruck durch die Bundesrepublik Deutschland gehen. Und mit etwas Glück würde sich Vernunft noch weiter ausbreiten, wenn Politik plötzlich nicht mehr korrupt und träge, sondern handlungswillig und fortschrittlich wäre.

Ungeeignete Atommülllager und die kleinen Freuden des Alltags

Es gibt ein sehr lesenswertes Dossier zum Atommülllager Asse II in der Zeit. Die Zustände sind geradezu beängstigend und die politischen und behördlichen Vorgänge der letzten Jahrzehnte werfen kein gutes Licht auf alle Beteiligten. Beim Betrachten der aktuellen Handlungsoptionen läuft es mir kalt den Rücken runter. Atommüll ist schlichtweg nichts, was man einfach so unter den Teppich kehren sollte. Die schiere Menge, die bereits bis zum Einlagerungsstopp 1978 vergraben wurde, ist atemberaubend: über 125.000 Fässer! Mehr als genugend, um allen Leuten, die in Trier wohnen, eins zu geben. Am besten mit der Bitte um sichere Verwahrung für die nächsten paar Jahrhunderte. Oder besser gleich Jahrtausende. Viele, viele Jahrtausende.

Auch in Italien weiß man offensichtlich keine transparente, sichere Lagerungsmöglichkeiten. Laut Spiegel Online wurde (nicht näher spezifizierter) Atommüll via Mafia einfach im Mittelmeer versenkt. Na dann Prost Mahlzeit.

Das Problem der ungelösten Endlagerung wird mit jedem Tag, an dem weiterer Müll produziert wird, größer. Es gilt inzwischen nicht mehr nur, ein sicheres Endlager zu finden, sondern man muss tatsächlich ein großes sicheres Endlager finden. Für mich ist die einzige vernünftige Entscheidung, den Atomausstieg selber zu machen und bei der Bundestagswahl nicht die Parteien zu wählen, die auf Druck der Lobby der Atomstromkonzerne den Ausstieg in Deutschland hinauszögern wollen.

Um nicht völlig den Verstand und das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, halte ich es ansonsten mit den kleinen (zugegeben nicht immer günstigen) Freuden des Alltags:

  • Heute gab es weißes Twix im Supermarkt!
  • Seit gestern habe ich The Beatles in Mono – großes Ohrenkino!
  • Heute kam per Post aus England die Snowdogs-Single “Radio Me” mit zwei Liedern auf der B-Seite, die ich noch nicht kannte; besonders “You know What I’m Sayin’?” rockt mächtig.
  • Jonathan Coulton kommt im Herbst für einige Konzerte nach Europa, weshalb ich voller Vorfreude schon wieder Reisepläne schmiede.