Beständige Neugier

Dank des Internets hat man es heute einfacher, seinen Wissensdurst zu befriedigen. Als ich vor vielen Jahren in der Schule ein Referat über Quastenflosser halten sollte, war die Recherche mühsam und nicht sehr ergiebig. Seit kleinauf hatte ich viel Zeit in der Stadtbücherei verbracht. Sachbücher über Quastenflosser waren aber rar. Außerdem hatte ich von Literaturrecherche noch herzlich wenig Ahnung, so dass ich am Ende einen bestenfalls mittelmäßigen Vortrag hielt. Ich hatte aber trotzdem einen ersten Schritt getan hin zur selbstständigen Informationsbeschaffung.

Nicht zuletzt durch Wikipedia ist jede Menge Wissen nur wenige Klicks weit weg. Außer einem Internetzugang braucht es aber eben auch die Fähigkeit, Informationen zu suchen, zu filtern und zu verdauen. Von meinem damaligen Referat weiß ich nahezu nichts mehr. Ich weiß inzwischen aber, wie man mit einem Bibliothekskatalog umgeht, wie man einen Index benutzt und wie man die Glaubwürdigkeit von Quellen beurteilen kann. So etwas lernt man insbesondere durch Schulaufgaben wie eben Quastenflosser-Referate.

Es braucht aber noch mehr als Möglichkeit und Fähigkeit: Es braucht Neugier. Was bringen die größten Enzyklopädien, wenn man sich lediglich für das Fernsehprogramm des heutigen Abends interessiert? Was bringt eine schnelle Auffassungsgabe, wenn man lieber in einem Computerspiel Zombies niedermetzelt? Es braucht Neugier!

Aber wie kann man Leute dazu bringen, dass sie auf ihr eigenes Unwissen nicht immer nur mit einem Schulterzucken reagieren? Wie kann man Leute dafür begeistern, nach dem Warum zu fragen? Es hilft sicher, wenn man in jungen Jahren im Fernsehen Löwenzahn und Die Sendung mit der Maus anschaut, statt immer nur Sportschau und Knight Rider. Natürlich beginnt es aber schon früher. Zum Leidwesen aller Eltern neigen kleine Kinder dazu, das Unbekannte erforschen zu wollen. Dieser Drang hilft beim Überleben, weil man dabei lernt und später seiner Umwelt nicht unwissend und somit hilflos ausgeliefert ist.

Wenn man dann irgendwann an den Punkt kommt, an dem klar wird, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, geraten auch andere Ansichten ins Wanken. Man so leicht nihilistisch werden, aber ich halte eine beständige Neugier (wie es im xkcd-Comic so schön dargestellt wird) für viel schöner. Oft ist es auch überraschend und lustig, wenn man diffuses Halbwissen näher beleuchtet und Fragen wie “Wie viele Castor-Behälter befinden sich in Gorleben im Salzstock?” oder “Ist die FDP für eine Freigabe von Cannabis zu medizinischen Zwecken?” nachspürt.