Archive for September 2009

Atommülllager in Finnland und Russland

Ich mag Analogien, aber beim Atommüll und dessen Halbwertszeiten fehlt einfach jeder Vergleich. Für derartige Zeitspannen reicht das menschliche Gehirn nicht aus. An Strommasten hat sich die westliche Zivilisation rasch gewöhnt; mit Windrädern wird es sich ähnlich verhalten. Und wenn (bzw. falls) der Zeitpunkt kommt, an dem ihnen das Schicksal von Windmühlen beschieden ist, wird ihre Entsorgung wohl kein generationenübergreifendes Problem darstellen. Aber wie wird man die Menschen in 50.000 Jahren davor warnen, nicht dort zu graben, wo wir unser strahlendes Erbe vergraben haben? (Mit Papier?) Und wer wird das bezahlen? Wäre es vielleicht sinnvoll, den Müll ein paar hundert Jahre oberflächlich in Zwischenlagern aufzubewahren, bis es Weltraumfahrstühle oder ähnliches gibt, mit dem man den Atommüll ins All und dann am besten direkt in die Sonne befördern kann?

PS: Hier ist noch ein Link zur Situation der Atommüllendlagerung in Finnland beim Nuclear Madness Info Center, sowie zur Auffrischung der Hinweis auf den mittlerweile ausgetrockneten und zubetonierten Karatschai-See, in den zu UdSSR-Zeiten jede Menge Atommüll geleitet wurde, was natürlich nicht ohne Folgen für die Umwelt (einschließlich der Menschen dort) blieb. Es gibt natürlich noch viele weitere Länder, die nicht so recht wissen, wohin mit dem Müll ihrer Atomreaktoren. Da werde ich jetzt nicht ins Detail gehen. Aber meine Ansichten zum Thema Atomkraft sollten in den letzten Tagen/Einträgen auch so deutlich geworden sein.

Mehr ist weniger

Je mehr Käse, desto mehr Löcher. Je mehr Löcher, desto weniger Käse. Daraus folgt: Je mehr Käse, desto weniger Käse. Bei der Lektüre von Parteiprogrammen muss ich öfters an diesen Fehlschluss denken. Denn scheinbar versprechen alle großen Parteien mehr von nahezu allem: mehr Netto vom Brutto, mehr Arbeitsplätze, mehr Rente, mehr Bildung. Diese Pläne und Forderungen kosten gewöhnlich Geld, das irgendwo herkommen muss. Mehr Steuern oder mehr Neuverschuldung sind natürlich ungern gesehen, auch wenn es am Ende – lange nach der Wahl, aber rechtzeitig vor der nachfolgenden – meistens darauf hinausläuft.

Deshalb achte ich beim Lesen der Parteiprogramme insbesondere darauf, wo das Geld für die jeweiligen Vorhaben herkommen soll. Die entsprechenden Stellen sind häufig knapp gehalten, aber doch sehr aufschlussreich. Gerade die Konservativen werden ihrem Namen gerecht und sind bemüht, möglichst wenig Veränderungen am momentanen Zustand vorzunehmen. Die Liberalen streben eine m.E. willkommene Verschlankung und Vereinfachung der Steuer- und Verwaltungsdschungel an. Ihre ambitionierten Pläne wird die FDP als kleiner Koalitionspartner aber kaum umsetzen können. Ähnlich sieht es beim New Green Deal der Grünen aus. Hier gibt es konkrete Pläne zur Weiterentwicklung der hiesigen Joblandschaft, für die sich aber gleichfalls keine breite Mehrheit in der Bevölkerung abzeichnet.

Mir wäre eine grün-gelbe Mischung am liebsten. Es würde schon reichen, wenn jede/r zweite Nichtwähler/in einer der beiden genannten “kleinen” Parteien seine/ihre Stimme geben würde. Dann würde tatsächlich der von vielen geforderte (und zugleich gefürchtete) Ruck durch die Bundesrepublik Deutschland gehen. Und mit etwas Glück würde sich Vernunft noch weiter ausbreiten, wenn Politik plötzlich nicht mehr korrupt und träge, sondern handlungswillig und fortschrittlich wäre.

Ungeeignete Atommülllager und die kleinen Freuden des Alltags

Es gibt ein sehr lesenswertes Dossier zum Atommülllager Asse II in der Zeit. Die Zustände sind geradezu beängstigend und die politischen und behördlichen Vorgänge der letzten Jahrzehnte werfen kein gutes Licht auf alle Beteiligten. Beim Betrachten der aktuellen Handlungsoptionen läuft es mir kalt den Rücken runter. Atommüll ist schlichtweg nichts, was man einfach so unter den Teppich kehren sollte. Die schiere Menge, die bereits bis zum Einlagerungsstopp 1978 vergraben wurde, ist atemberaubend: über 125.000 Fässer! Mehr als genugend, um allen Leuten, die in Trier wohnen, eins zu geben. Am besten mit der Bitte um sichere Verwahrung für die nächsten paar Jahrhunderte. Oder besser gleich Jahrtausende. Viele, viele Jahrtausende.

Auch in Italien weiß man offensichtlich keine transparente, sichere Lagerungsmöglichkeiten. Laut Spiegel Online wurde (nicht näher spezifizierter) Atommüll via Mafia einfach im Mittelmeer versenkt. Na dann Prost Mahlzeit.

Das Problem der ungelösten Endlagerung wird mit jedem Tag, an dem weiterer Müll produziert wird, größer. Es gilt inzwischen nicht mehr nur, ein sicheres Endlager zu finden, sondern man muss tatsächlich ein großes sicheres Endlager finden. Für mich ist die einzige vernünftige Entscheidung, den Atomausstieg selber zu machen und bei der Bundestagswahl nicht die Parteien zu wählen, die auf Druck der Lobby der Atomstromkonzerne den Ausstieg in Deutschland hinauszögern wollen.

Um nicht völlig den Verstand und das Vertrauen in die Menschheit zu verlieren, halte ich es ansonsten mit den kleinen (zugegeben nicht immer günstigen) Freuden des Alltags:

  • Heute gab es weißes Twix im Supermarkt!
  • Seit gestern habe ich The Beatles in Mono – großes Ohrenkino!
  • Heute kam per Post aus England die Snowdogs-Single “Radio Me” mit zwei Liedern auf der B-Seite, die ich noch nicht kannte; besonders “You know What I’m Sayin’?” rockt mächtig.
  • Jonathan Coulton kommt im Herbst für einige Konzerte nach Europa, weshalb ich voller Vorfreude schon wieder Reisepläne schmiede.

Good News and a List

John Green commented on my recent video:

Wow, this is amazingly awesome. Favorited. And yes, this totally wins a book. Message me your address. Thanks for being awesome; this made my day!

How very flattering! A great way to start my week; looks like I’ll soon have Paper Towns. Then Hank Green‘s song The List will hopefully make sense to me. Meanwhile, I made a list of all the other books I sang about. The links are mainly to Wikipedia articles, because there readers can easily switch from German to their preferred language. Funnily, most (but not all) of my very favourite books ended up at the very beginning.

I Have Many Books (But I Don’t Have Paper Towns Yet)

In response to John Green’s offer to give away a copy of his latest book Paper Towns I wrote a song about me not having said book. Yet. I have his previous two books, though. If you haven’t heard of John Green, I suggest you check out An Abundance of Katherines. It features eloquent German insults, but is ultimately a young adult novel. With math.

Writing the lyrics to this song was fun, because I could arrange the actual books accordingly. Once I had recorded everything I made a little video to illustrate this process – and also to clarify what I’m actually singing about.

Download “I Have Many Books (But I Don’t Have Paper Towns Yet)”: mp3 (more music)

I have the best German fairytale, the best Scholastic book
I have comedies and screenplays that are really, really good
I have My Heart So White and a book about you
About the end of the world and about aliens, too
I have Looking for Alaska as you can see
An Abundance of Katherines belongs to me
I have many books from A to Z
But I must confess I don’t have Paper Towns, yet

I have books that sound dirty but are really all right
I have books that sound nerdy but are dirty inside
I have Reasons to Be Pretty, I have reasons to be smart
I have books about emotion but none about art
I have Looking for Alaska as you can see
An Abundance of Katherines belongs to me
I have many books some of which are red
But I must confess I don’t have Paper Towns, yet

I have The Devil’s Dictionary and books about Gods
The complete works of Shakespeare, a book about odds
I have books that are funny and some that are sad
Some are amazing and some are rather bad
I love Catching Fire; I wonder how it ends
I have The Elements of Style in your pants
I have Looking for Alaska as you can see
An Abundance of Katherines belongs to me
And for full disclosure I also have The Fountainhead
But as of now I don’t have Paper Towns, yet

(words and music by Johannes Schult)

Partei gesucht

Gibt es eigentlich auch eine Partei, die sich dafür einsetzt, dass Blind Guardian ab sofort wieder gute Musik schreiben und endlich mal eine informative Homepage mit übersichtlichem Layout bekommen?

Beständige Neugier

Dank des Internets hat man es heute einfacher, seinen Wissensdurst zu befriedigen. Als ich vor vielen Jahren in der Schule ein Referat über Quastenflosser halten sollte, war die Recherche mühsam und nicht sehr ergiebig. Seit kleinauf hatte ich viel Zeit in der Stadtbücherei verbracht. Sachbücher über Quastenflosser waren aber rar. Außerdem hatte ich von Literaturrecherche noch herzlich wenig Ahnung, so dass ich am Ende einen bestenfalls mittelmäßigen Vortrag hielt. Ich hatte aber trotzdem einen ersten Schritt getan hin zur selbstständigen Informationsbeschaffung.

Nicht zuletzt durch Wikipedia ist jede Menge Wissen nur wenige Klicks weit weg. Außer einem Internetzugang braucht es aber eben auch die Fähigkeit, Informationen zu suchen, zu filtern und zu verdauen. Von meinem damaligen Referat weiß ich nahezu nichts mehr. Ich weiß inzwischen aber, wie man mit einem Bibliothekskatalog umgeht, wie man einen Index benutzt und wie man die Glaubwürdigkeit von Quellen beurteilen kann. So etwas lernt man insbesondere durch Schulaufgaben wie eben Quastenflosser-Referate.

Es braucht aber noch mehr als Möglichkeit und Fähigkeit: Es braucht Neugier. Was bringen die größten Enzyklopädien, wenn man sich lediglich für das Fernsehprogramm des heutigen Abends interessiert? Was bringt eine schnelle Auffassungsgabe, wenn man lieber in einem Computerspiel Zombies niedermetzelt? Es braucht Neugier!

Aber wie kann man Leute dazu bringen, dass sie auf ihr eigenes Unwissen nicht immer nur mit einem Schulterzucken reagieren? Wie kann man Leute dafür begeistern, nach dem Warum zu fragen? Es hilft sicher, wenn man in jungen Jahren im Fernsehen Löwenzahn und Die Sendung mit der Maus anschaut, statt immer nur Sportschau und Knight Rider. Natürlich beginnt es aber schon früher. Zum Leidwesen aller Eltern neigen kleine Kinder dazu, das Unbekannte erforschen zu wollen. Dieser Drang hilft beim Überleben, weil man dabei lernt und später seiner Umwelt nicht unwissend und somit hilflos ausgeliefert ist.

Wenn man dann irgendwann an den Punkt kommt, an dem klar wird, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, geraten auch andere Ansichten ins Wanken. Man so leicht nihilistisch werden, aber ich halte eine beständige Neugier (wie es im xkcd-Comic so schön dargestellt wird) für viel schöner. Oft ist es auch überraschend und lustig, wenn man diffuses Halbwissen näher beleuchtet und Fragen wie “Wie viele Castor-Behälter befinden sich in Gorleben im Salzstock?” oder “Ist die FDP für eine Freigabe von Cannabis zu medizinischen Zwecken?” nachspürt.

Catching Fire = Best Book I Read in the Past Five Years

Aside from working and sleeping, I spent most of the last two days reading Catching Fire by Suzanne Collins. Actually, I devoured it. Not literally, mind you, despite it being the second part of the Hunger Games trilogy.

Go, read it now! No, wait, read the first part, simply titled The Hunger Games, first. The books are as good as novels get. They couldn’t be harder to put down once you started reading if they had been glued to your hands.

I was rather sceptical about the second book. Surely, a new plot, plenty of new characters and possibly way too arbitrary escalations would be there. Surely, it would end up being bigger, but not better. Surely, the unique page-turning qualities of the first book would be lost. Never was I happier to be proven wrong. After a slow start things fall into place and before you realize it, you’re in the story, immersed, entangled, trapped. Catching Fire turns out to be as good as The Hunger Games, maybe even better. Fortunately, you can (and should have) both, so no need for unfair comparisons.

What is it about?, you may ask. What do you care?, says I. Book shop owner Josie Leavitt says it “is about kids killing kids (…) It sounds abhorrent—but it totally works.” There you go. Feel free to ridicule my enthusiasm; go ahead and label me crazy. But the sparks already ignited a fire among young (and possibly not so young) readers in the U.S. It will take a while to catch on in Germany, where only the first book has been translated so far (Die Tribute von Panem) and the second is scheduled for autumn next year. But catch on it will. The movie rights have been sold and a decade from now it will stand out as a must-read work. It has and will continue to make many people who found books boring and cumbersome fall in love with reading. It made me rediscover the joy of staying up late reading, calling out loud several times at the twists and turns of the story.

And about kids killing kids: there’s so much more to the story than this. It’s much more about the human spirit and doing the right thing in impossible situations and mockingjays and even the power of music.

Practical tips for statisticians (part 6)

The homepage colorbrewer2.org is a valuable tool for choosing colours for maps. The colour sets can be made colorblind-safe and photocopy-able. So you don’t get the usual (often distracting) MS Excel default rainbow, but highly usable colour palettes which can easily be used for other data plots, as well.

(via today’s Statalist digest)

Voting with Dollars

With the German election coming up I decided to deliver daily posts about the politics of business, ecology, love and music. Today’s post is inspired by the words of Richard Linklater (from an interview I can’t find online anymore), who put an important message much better in words than I ever could hope to do:

Know just enough about the products you want to buy, and support the people who are doing it the right way. It does make a difference, because if everyone really cared then the industry goes accordingly; without consumer demand, nothing’s going to change. You have to ask the big questions and do that with almost everything you buy. We all get to vote every single day with our dollar; in elections you only get to vote every now and then.

The ending certainly implies a certain shortcoming of modern democracies that hold elections “every now and then” (every four years in Germany); yet, I don’t think the intention is to render voting in elections pointless or futile. It’s just to emphasis that living in a democratic republic isn’t like getting into a taxi and telling the driver where to go “every now and then”. Election merely help to set the general direction of the journey. Those who complain about how our politicians do their work, fail to realize that we can have a dialogue with the driver (i.e., make yourself heard at your local representative) and, unlike in a taxi, we can make a myriad of decisions that influence our ride: which fuel to use, whether to turn on the air conditioning (or to just pull down the window) and where to stop for a lunch break.

If you are convinced that voting “every now and then” is useless, you shouldn’t be surprised to find yourself in a land without gas stations and without diners somewhere down the road. Personally, I hope to see the day when gas stations deliver nothing but renewable energie and lunch breaks come with organic KIT KAT Chunky White. There’s no party that’s headed exactly into that direction. But some come pretty close, so that I should be able to achieve the critical part (sufficient organic white chocolate supplies) by spending my Euros accordingly.